die Geschichte der Zwanziger-Rennjolle

Eine typische Zwanziger-Rennjolle ist etwas über 8 m lang, bei ca. 1,70 m Breite und niedrigem Freibord. Die Abmessungen variieren jedoch stark.

Es gibt Exemplare mit 7 m oder über 9 m Länge. Die Takelage, obwohl von den Klassenvorschriften freigestellt, war traditionell Steilgaffel und Großsegel mit durchgehenden Spreizlatten. Lange Zeit galten die Zwanziger als die schnellsten Schiffe überhaupt, und konnten noch in den 50er Jahren legendäre Triumphe bei der Centomiglia, dem berühmten Langstreckenrennen auf dem Gardasee feiern.


Zwanziger-Rennjollen wurden erstmals in den 20er Jahren in größeren Stückzahlen gebaut und erreichten ihre Hochblüte in der Zeit vor dem 2. Weltkrieg, doch gab es vor allem in Süddeutschland noch eine Reihe von Neubauten in den 50er Jahren (Segelnummern bis ca. 517), bis die Klasse durch die Einführung moderner Einheitsjollen (FD) zum Stillstand kam. Das Problem war ja seit jeher die Spezialisierung, die sich aus den unterschiedlichen Bauformen ergab, sodass je nach Windverhältnissen das eine oder andere Boot im Vorteil ist.

 

 

Mitte der 70er Jahre flackerte das Interesse an den Z-Rennjollen, ausgehend von Österreich (Mondsee, Grundlsee), dem Chiemsee und Norddeutschen Revieren (Ratzeburger See, Steinhuder Meer) wieder auf und hat seitdem zu regelmäßiger Regatta-Tätigkeit geführt. Eine Klassenvereinigung wurde gegründet und die Bauvorschriften modernisiert. Heute wird der Zwanziger natürlich mit einem modernen Spinnaker und zwei Mann im Trapez gesegelt. Die alte Idee des Experimentierens mit Formen ist am Leben, seit 1980 gibt es immer wieder Neubauten, von denen sich durchaus nicht alle auf Anhieb gegen die alten Schiffe durchsetzen können. Die Faszination bleibt aber Geschwindigkeit und edles Holz als Baumaterial.


von Manfred Jacob*, J-Jolle FRAM / mit einigen Anmerkungen zur H-Jolle von Michael Krieg und Ergänzungen von Klaus Kramer. Sämtliche Zeichnungen und Risse Archiv Klaus Kramer.
Auszug:
... Mitte des letzten Jahrhunderts wurden einige flachgehende, offene Schwertboote aus England und später auch aus den USA in Hamburg eingeführt. Etwa zur gleichen Zeit tauchten sie auch in Berlin auf. Diese Boote waren den damalige Kielyachten an Geschwindigkeit weit überlegen. Besonders ist hier der amerikanische Sandbagger LAURA hervorzuheben, den Adolph Tietgens 1864 von einer Reise aus New York nach Hamburg mitbrachte. Das amerikanische Schwertboot segelte zwischen 1864 und 1877 gegen mehr als zwanzig eigens gegen sie gebaute Yachten auf Sieg. Erst 1877 konnte sie von einem modifizierten LAURA-Nachbau, der ELLA, geschla­gen werden. Zwischenzeitlich hatten sich LAURAs Nachkömmlinge in ganz Deutschland etabliert. Man sprach damals vom 'Hamburger Schwertboot­typ'. Um 1900 hatte sich, gefördert vom D.S.Vb., hieraus die Alsterjolle herausgebildet, die ebenfalls bis weit in den Süden Verbreitung fand.
Diese deutlich tiefer geschnittenen Jollen waren robuste Boote, die raues Wasser nicht scheuten. Im Gegensatz zur schweren Alsterjolle entwickelten sich im Binnenland, hauptsächlich in Berlin, mit seinen vielen Seen, Flüssen und Kanälen, die sogenannten 'Rennflundern'. Ihre Rümpfe waren extrem flach und leicht gebaut ...